Chronik des TSV 07 Bayreuth- St. Johannis
Von der Gründung im Jahre 1907 bis 2007
Vorbemerkung
Der TSV 07 St. Johannis hat in seiner langen Vereinsgeschichte viele Höhen und Tiefen erlebt, dies nachzuvollziehen soll Aufgabe der nachfolgenden Chronik seit dem Gründungsjahr 1907 bis zum Jubiläumsjahr 2007 sein.
1. Kapitel - Die ersten Jahre
Im Frühjahr des Jahres 1907 wurde im Gasthaus Angerer in St. Johannis unter der Federführung von Elias Meyer der Turnverein St. Johannis gegründet. Natürlich bestand im ersten Jahr ein Mangel an geeigneten Führungskräften, aber auch an Sportgeräten. Durch die Generalversammlung von 1908 beauftragt, versuchte der 1. Vorsitzende Adam Wagner, den jungen Verein an den Bayreuther Turn- und Sportbund anzubinden. Durch eine stete und intensive Heranbildung geeigneter Funktionäre verzeichnete der TSV bis 1914 eine erfreuliche Aufwärtsentwicklung, nahezu 30 Mitglieder bildeten den Stamm der freien Turnerschaft. Die Einberufungen in den Jahren des 1. Weltkriegs wirkten sich auf die Vereinsarbeit hemmend aus. Nach Ende des Krieges war die Jugend logischerweise, bedingt durch die Nachkriegswirren, turnmüde. Es konnte nur schwer wieder ein geregeltes Vereinsleben gestaltet werden.
Mit der Einführung einer Fußballsparte 1923 konnten endlich wieder mehr junge Menschen für den Verein begeistert werden. Die ersten Fußballspiele wurden auf dem Gelände ausgetragen, das jetzt die Straßenbezeichnung „Am Sachsenberg“ führt. Bekannte Fußballer der Zeit vor dem 2. Weltkrieg waren Kasper Meyer, Fritz Grimmer, Karl Maisel, Georg Hufnagel und Heinrich Wittauer.
2. Kapitel - St. Johannis wird Bayreuther Stadtteil
Wie viele Arbeitervereinigungen wurde auch der Sportverein St. Johannis 1933 verboten. Zur damaligen Zeit war St. Johannis noch eine selbstständige Gemeinde.
Am 1. April 1939 wurde sie ein Stadtteil von Bayreuth. Dem Argument, dass es sich bei der Eingemeindung 1939 um einen undemokratischen und willkürlichen Akt des Nazi-Regimes gehandelt hat, wurde nach dem 2.Weltkrieg erfolgreich begegnet. Adam Seeser, 2. Bürgermeister der Stadt Bayreuth, aber auch bereits vor 1933 Mitglieds des Stadtrats, bestätigte immer wieder aus seiner Erinnerung, dass schon lange vor 1933 verschiedene selbstständige Gemeinden, darunter St. Johannis, eingemeindet werden sollten. Der St. Johannisser Baumeister Karl Meyer gereicht es zur Ehre, dass er sich im Mai 1947 beim Bayerischen Innenministerium um eine Rückgängigmachung der Eingemeindung der früheren selbstständigen Gemeinde einsetzte. Es ehrt aber auch die Bewohner von St. Johannis, dass sie sich mit überwältigender Mehrheit von 607 aus insgesamt 668 stimmberechtigten Einwohnern gegen diese Rückgliederung ausgesprochen haben.
Der Krieg hat verhindert, dass die Stadt Bayreuth ihre im Eingemeindungsvertrag vom 15.12.1938 mit St. Johannis eingegangenen Verpflichtungen bald erfüllen konnte. Auch in der Not der Nachkriegszeit blieb wenig Raum, sich den Sorgen und Nöten der Bürger anzunehmen. Verständnisvoll haben dies die Mitbürger von St. Johannis ertragen. Zu welch großer Blüte sich dieser Stadtteil dann dennoch entwickelt hat, mit welchem Selbstverständnis sie heute ein wesentlicher Bestandteil unserer Stadt Bayreuth sind, kann jeder für sich selber nachvollziehen.
Auch heute zählt noch, dass sich jeder einzelne Bürger, die Vereine und die politischen Vertreter immer für das Wohl des Stadtteiles St. Johannis einsetzen.
3. Kapitel - Nach dem 2. Weltkrieg
Die Widergründung nach dem 2. Weltkrieg erfolgte am 27. Januar 1946 durch eine Gründungsversammlung im Lokal Maisel. 1. Vorstand wurde Kasper Meyer. Neben ihm sind in den ersten Jahren auch Konrad Hofmann und Erich Franke für ihre besonderen Verdienste um den Verein hervorzuheben.
Wieder musste ganz von vorne begonnen werden, Sportgeräte und sonstiges Vereinseigentum waren nicht mehr vorhanden. Die Gründungsversammlung beschloss auch zeitgemäß die Umbenennung des Vereins in Turn- und Sportverein 07 Bayreuth-St. Johannis. Die Aus- und Heranbildung junger Sportler und Funktionäre erfolgte nunmehr verstärkt im Bereich des Fußballsportes. Viele Jahre galten die „Kanzer“ als heimstarke Mannschaft in ihrer Klasse. Die allseitigen großen Bemühungen wurden dann schließlich durch den Aufstieg in die damalige A-Klasse belohnt.
Keiner denkt in unserer modernen und schnelllebigen Zeit an die Schwierigkeiten unserer Vorgänger, die stets bewältigt werden mussten. Es war nicht immer ohne weiteres möglich, einen geregelten Spielbetrieb aufrecht zu erhalten. So wurden damals Fahrten zu Auswärtsspielen u. a. mit einem Holzvergaser-LKW durchgeführt. Später fanden Fahrten mit Postbussen statt. In Arbeit stehende Spieler zahlten dabei den halben Fahrtpreis, Arbeitslose waren gänzlich befreit.
Waschprobleme gab es zuhauf, in Bad Berneck wuschen sich die Spieler im Weißen Main, in Laineck und Warmensteinach in der Steinach. Wer in St. Johannis spielte, musste mit einer Zinkwanne vorlieb nehmen. In der kalten Jahreszeit wurde diese beim „Hummel“ im Kuhstall aufgestellt.
Die bekanntesten Spieler dieser schwierigen Zeit waren Willi Friedrich und Petzi Rausch. Petzi stürmte viele Jahre am linken Flügel bei der SpVgg Bayreuth in der 2. Division. Beide Spieler vergaßen jedoch nicht den TSV 07 und spielten nach ihrer Zeit in der „Altstadt“ wieder aktiv im Verein mit. Sie hatten maßgeblichen Anteil am Aufstieg in die B-Klasse 1962.
Viele Erfolge der damaligen Zeit sind auf die gute Jugendarbeit des Bleiers Gustl zurückzuführen. Durch sein Einfühlungsvermögen gegenüber jungen Menschen, aber auch sein uneigennütziges Eintreten für die jungen Spieler und dem Verein gegenüber, war es immer wieder möglich, geeigneten Nachwuchs für die 1. Mannschaft zu finden.
Nicht vergessen soll an dieser Stelle der Schiedsrichterkamerad Karl Wendel sein. Er war über 40 Jahre für den TSV 07 als Schiedsrichter tätig.
4. Kapitel - Die Kanzer Theatergruppe
Zwischen durch bemerkt, bot der TSV 07 in den ersten Jahren nach der Wiedergründung neben Fußball auch mit seiner Theater- und Gesangsgruppe weit über die Ortsgrenzen von St. Johannis unvergessliche Stunden an. Die schwierigen Zeiten ließen natürlich keine großen Sprünge zu, geeignetes Aufführungsmaterial war schwer zu bekommen. Es waren die Aufführungen der Operette „Die spanische Reise“ oder „Wenn die Rosen wieder blühen“ angedacht. Somit ist umso größer der Mut dieser Gruppe zu bewerten, auch Stücke der gehobenen Klasse aufzuführen. Klavierauszüge waren gar nicht erhältlich, somit begnügte man sich u.a. ersatzhalber mit dem im Verein vorliegenden Stück „Die fromme Helene“.
Hans Schotter gab jedoch nicht auf, erst Mitte 1949 erhielt er die Zusage, dass die Lieferung der Rollenbücher nunmehr endgültig möglich sei.
Viel Spaß fanden die „Kanzer“ sicherlich an der „Tollen Mimi“ und dem „Erben vom Schnobel-pitsch“
5. Kapitel - Das Kanzer Flussbad
Es soll in der Chronik nicht unerwähnt bleiben, das sich der TSV für einige Jahre als Pächter des Kanzer Flussbades verdient gemacht hat. Im Juni 1949 wurde von der Stadt Bayreuth die Betriebsführung übernommen. Für einen Sportverein, in dem der Fußball die große Rolle gespielt hat, wohl eine etwas ungewöhnliche Aufgabe, doch wer sollte zur damaligen Zeit damit betraut werden. Die Verdienste des Vereins lagen tatsächlich wohl mehr in der Übernahme eines geregelten Badebetriebs, als im Einnehmen bedeutender finanzieller Einnahmen. Die Eintrittspreise bestimmte für die Stadt der damalige Stadtschulrat Kuttenfelder, dem TSV oblag das besondere Eintreten für die Kanzer Mitbürger.
Um wenigstens einen Teil der Unkosten zu decken, erhielt er die Genehmigung für die Aufstellung eines Verkaufskiosks. Mit Bonbons, Schokolade, Limo, Eis und vielen anderen Kleinigkeiten machte das Baden im Main sicherlich noch mehr Spaß. Zum ersten Bademeister ernannte man den Sportkameraden Bernhard Lutz, dem später die Kameraden Herbert Schilling (später einige Jahre Stadtrat), Rudi Hampl, Horst Stützinger und Albert Sengenberger folgten.
Da der Andrang im Bad wuchs, war die Aufstellung eines Fahrradständers notwendig, ja sogar die Liegewiese musste vergrößert werden. Dafür wurde ein besonderer Pachtzins berechnet. Aus dem Gutachten ging hervor, das für ein Tagwerk Land der Ertrag von 12 Zentnern Weizen pro gerechnet wurde, dies waren 50 Mark. Zog man davon Arbeitsleistung und Saatgut ab so errechnete sich ein Pachtschilling von 15 bis 17 Mark für die Erweiterung der Liegewiese.
Baumstümpfe, Steine oder andere Hindernisse waren die steten Begleiter eines geregelten Badebetriebs, Beulen am Kopf, abgeschürfte Knie oder aufgeschlagene Zehen wurden gleich an Ort und Stelle behandelt.
Die Betriebsführung über das Bad wurde 1968 wieder an die Stadt zurückgegeben. Die Verschmutzung des Flusswassers ließ einen Badebetrieb nicht mehr zu.
Wer heute einen Spaziergang entlang des Mains unterhalb der Eremitage unternimmt, wird kaum noch Hinweise auf das Kanzer Flussbad erkennen.
6. Kapitel - Der erste eigene Sportplatz
Erster Sportplatzbau - Ausdruck eines hervorragenden Vereinsgeistes. Anfang des Jahres 1949 bemühte sich die Vereinsführung um die Beschaffung eines geeigneten Geländes für einen dringend notwendigen neuen Sportplatz. Der in der Nähe der Seulbitzer Schule gelegene Sportplatz entsprach überhaupt nicht den Bedürfnissen eines auf Zuschauer angewiesenen Vereins. Ein ca. 30 Minuten langer Fußweg war schon damals nicht dazu angetan, eine größere Anzahl für die Heimspiele zu interessieren. Außerdem war der Pachtvertrag gekündigt worden.
Ein neuer Sportplatz musste her. Man überlegte diesen östlich der Autobahn zwischen den Brücken über die neue Straße von der Hölzleinmühle nach St. Johannis und dem Röthweg anzulegen. Man erhielt jedoch keine Genehmigung des Autobahnamtes dafür.
Erfolg versprechend gestaltete sich die Suche mit Unterstützung der Stadt zur Überlassung des Schulsportplatzes in Eremitenhof. Da dieser flächenmäßig zu klein war, mussten angrenzende Grundstücke dazu gepachtet werden. Die Ausbaukosten wurden auf 10.000 Mark angesetzt, eine Summe, die vom Verein alleine nicht aufgebracht werden konnte. Aus diesem Grunde handelte die Vereinsführung wie es noch heute üblich ist, man suchte Freunde und Gönner zur Finanzierung. Da der Sportplatz auch weiterhin als Schulsportplatz genutzt werden musste, wurde die Stadt um einen Zuschuss gebeten. Dieses Gesuch wurde leider abgelehnt. Etwa 2800 Mark erhielt der Verein aus Totomitteln über den Bayerischen Fußballverband. Da die erhofften großen Gelder ausblieben, behalf man sich notgedrungen durch Eigenhilfe. Viele Mitglieder leisteten schon damals freiwilligen Arbeitseinsatz. Teilweise mussten Erdbewegungen mit Loren auf extra verlegten Geleisen bewältigt werden.
Der Ballfang wurde erstellt, Stehränge geschaffen, sowie die für den Spielbetrieb notwendigen Umkleide- und Waschgelegenheiten ausgebaut. Bemerkenswert war die Vereinbahrung des Pachtpreises in Form von Naturalien für den Grundstücksbesitzer Georg Hübner.
Pfingsten 1951 konnte endlich die neue Sportplatzanlage in Eremitenhof eingeweiht werden. Die Anlage wurde unter der Vereinsleitung von Willi Holländer und später von Fritz Popp maßgeblich verbessert. Die wichtigsten waren der Anschluss an das Strom-, Wasser- und Abwassernetz. Die Warmwasserversorgung wurde erweitert, neue WC und ein Geräteraum geschaffen. Auf dem Sportplatz wurde endlich eine Platzbeleuchtung mit 6 Scheinwerfern installiert.
In der Vergangenheit nutzten viele Gegner der „Altstädter“ den Platz zum Vorbereitungstraining, so u. a. der TSV 1860 München, Schalke 04 und Rot-Weiß Essen.
Seit dem Jahre 1962 wird das Kanzer Wiesenfest auf dem Sportgelände durchgeführt und ist seitdem aus dem St. Johannisser Veranstaltungsgeschehen nicht mehr wegzudenken. Die Durchführung ist nur dadurch möglich, weil viele Vereinsmitglieder und Freunde freiwillig und unentgeltlich an allen Tagen mithelfen und damit einen großen Beitrag für den Verein leisten. Der Gewinn daraus deckt einen Teil der Kosten für die Jugendarbeit und dem laufenden Spielbetrieb. Von den Zuschauereinnehmen kann ein Verein der Größe wie der TSV 07 den Spielbetrieb nicht mehr finanzieren.
Nicht mehr wegzudenken ist das Maifest mit Aufstellen des Maibaums auf dem Altentrebgastplatz. Dieser Tag beginnt bereits für Frühaufsteher mit einem großen Trödelmarkt.
7. Kapitel - Der Weg zum Sportheim
Willi Holländer übernahm nach seiner großen Zeit als weithin bekannter und hervorragender Torwart die Vereinsführung. Wie gut er war konnte man daran erkennen, dass er einigemale in einer Auswahl auf oberfränkischer Ebene gegen große Mannschaften, wie z.B. Chemnitz, berufen worden ist. „Das war schon was Einmaliges in einem so großen Stadion zu spielen. Vor lauter Aufregung ist er fast mehr über seine eigenen Füße gestolpert als über den Rasen.“
Obwohl Holländer auch von höherklassigen Vereinen außerhalb der Region umworben worden ist, blieb er ein standfester Kanzer.
Weil er so dringend gebraucht wurde, spielte er als 43 jähriger noch einmal in der 1. Mannschaft. Danach sollte endgültig Schluss sein, er warf seine zusammengeknoteten Fußballschuhe in einer Mondnacht in den Main. Das Schicksal meinte es jedoch anders mit dem Willi, der Mühlenbesitzer Hans Höhn fand diese im Wehr und brachte sie ihm getrocknet wieder zurück. Der Fußballbegeisterte spielte noch einige Jahre in der Altherrenmannschaft. Er war 1. Vorsitzender des TSV 07 in den Jahren von 1971 bis 1979.
Im Frühjahr 1979 übernahm mit Fritz Popp ein Mann den Vorsitz des Vereins, der dieses Ehrenamt 15 Jahre mit viel Geschick Willenskraft und einer Portion an Sturheit innehatte.
Die Zeit der Vorstandschaft von Fritz Popp ist eng mit der Neufassung der Vereinssatzung und dem Bau des vereinseigen Sportheimes verbunden. Nachdem der Verein die Satzung beschlossen hatte, erfolgte die Eintragung am 13.02.1979 in das Vereinsregister beim Amtsgericht Bayreuth.
Als einen der größten Erfolge bezeichnete Fritz Popp den Bau des neuen Sportheimes. Von Anbeginn seines Vorsitzendenamtes ließ ihn der Gedanke an den für den Verein so dringenden Neubau eines Vereinheimes nicht los. Im Frühjahr 1983 brachte er den Antrag in die Hauptversammlung ein und erwirkte dadurch einen Beschluss der Mitglieder.
Wer nun gedacht hat, der Baubeginn stehe unmittelbar bevor, wurde bitter enttäuscht. Was musste nicht alles erst aus dem Weg geräumt werden, bis endlich im August 1987 die so genannte Grundsteinlegung war.
Der Bayreuther Stadtrat befasste sich in vielen Sitzungen mit der Baumaßnahme des TSV 07 St. Johannis, denn wiederholt waren Einwendungen der Schloß- und Gartenverwaltung Eremitage ein stetes Hemmnis. Diese wollte den Park in seiner ursprünglichen Größe wieder herstellen, wollte unbedingt die vom Park abgetretenen Grundstücke zurückkaufen. Fortwährend wurden Einsprüche gegen die Baumaßnahme des Vereins erhoben.
Erst die „Kanzer“ Landtagsabgeordnete Anneliese Fischer war der Retter in der Not, sie setzte sich in München dafür ein, dass das Grundstück des TSV aus den Planungen der Schloß- und Gartenverwaltung Eremitage ausgeklammert werden. Somit konnte der Stadtrat endlich 1985 ein Bebauungsplanverfahren Eremitenhof/Eremitagepark einleiten, in dem der TSV 07 St. Johannis seinen Platz hatte.
Wie bereits erwähnt war im August 1987 der Baubeginn des neuen Sportheimes, drei Monate später bereits das Richtfest. Im Herbst 1988 war das Sportheim fertig. Vergessen waren die vorangegangenen Schwierigkeiten. Fast 8000 Arbeitsstunden von ehrenamtlichen Vereinsmitgliedern fanden einen krönenden Abschluss. Im Treppenhaus wurde für die Helfer eine Ehrenwand errichtet, auf der alle diejenigen namentlich genannt sind, die mindestens 80 Stunden am Bau geholfen haben. Für 200 Mark konnten sich Private und für 500 Mark Firmen von der Arbeitsleistung „freikaufen“.
Endlich war es für den Verein möglich, eine für alle Belange eines Vereinsaufbaus notwendige Maßnahmen durchzuführen, Schon immer wurde viel Wert auf eine vernünftige Jugendarbeit im Verein gelegt, diese konnte nun verstärkt durchgeführt werden. Popp sagte es in einer Versammlung deutlich: wäre der Bau des Vereinsheims nicht zu Stande gekommen, gäbe es unter Umständen keinen TSV 07 St. Johannis mehr.
Das Sportheim wurde zu einem beliebten Treffpunkt der Kanzer, die Gastronomie gestaltet neben den vielen Vereinsfeiern und Versammlungen auch gerne private Feiern.
8.Kapitel - Der Sportheimbrand
Im Oktober 1991 kam es zu einem herben Schicksalsschlag für den TSV, der Sportheimbrand. Dieser Brand hatte für den Verein nicht nur einen materiellen, sondern in erster Linie einen großen ideellen Verlust gebracht, er besaß dadurch keinen Traditionsgegenstand mehr. Pokale, Bilder und Urkunden der vergangenen Vereinsgeschichte wurden durch das Feuer vernichtet.
Wieder bat Popp die Mitglieder um Unterstützung, der Wiederaufbau des Sportheimes verlangte viele Helfer. Nach einem Jahr erstrahlte es im neuen Glanz. Zu Erwähnen ist, dass neben dem Wiederaufbau auch ein geregelter Spielbetrieb aller Mannschaften abgewickelt worden ist.
Im Mai 1993 machte der TSV sein Meisterstück, nach 15 Jahren stieg die erste Mannschaft in die damalige B-Klasse auf.
Wie sagte Popp damals: Das besondere am TSV 07 St. Johannis ist der große Zusammenhalt aller. Dieser Zusammenhalt war wieder dringend gefragt in der Hauptversammlung 1994, Popp wies auf die Probleme eines geregelten Trainings- und Spielbetriebs mit nur einem Sportplatz hin. Inzwischen galt es drei Senioren- und sechs Jugendmannschaften nur auf diesem einen Sportplatz unterzubringen. Ein zweites Spielfeld bzw. ein Trainingsplatz waren seine Forderung. Wieder hoffte man auf die Unterstützung der Stadt. Hatte man den Bau des Sportheimes realisiert, werde man auch dieses Projekt bewältigen.
Wie bereits anfangs erwähnt, kandidierte Popp nach 15 Jahren nicht mehr für den Vorsitz des Vereins.
9.Kapitel - Ein zweiter Sportplatz muß her!
Die Hauptversammlung im April 1995 wählte Rudolf Böker zum neuen Vorstand. Es oblag nun diesem, den angedachten Plan eines zweiten Spielfeldes in die Tat umzusetzen. Für Böker und dem Verein begannen die gleichen Schwierigkeiten wie beim Sportheimbau, nämlich die Schloß- und Gartenverwaltung Eremitage von der Notwendigkeit eines weiteren Spielfeldes am Sportgelände des TSV zu überzeugen. Eine Entlastung war zeitweilig vom Schulsportplatz mit all seinen fehlenden Anlagen gegeben.
1997 ging die Mitgliederzahl rasant auf die 500er Marke zu, im Schülerbereich waren bereits 130 registriert. Der Verein konnte sich aufgrund seiner guten Jugendarbeit nicht über Nachwuchsmangel beklagen. Umsomehr verwies Böker bei vielen Gelegenheiten auf das dringende Problem des zweiten Platzes hin, er sieht in dessen Bewältigung die Lösung einer wichtigen sozialen Aufgabe dieses stetig wachsenden Vereins im Bayreuther Osten.
Bökers Hoffnung auf diesen zweiten Platz besteht darin, dass die Eremitage-Verwaltung mit den Grundstückseignern neben dem Sportgelände eine Einigung findet. Auch die Politik machte es dem Verein nicht leicht, eine Partei im Stadtrat ging in ihren Überlegungen sogar soweit, das gesamte Sportgelände zu Gunsten einer neuen Anbindung an das neue Thermalbad vollständig zu verlegen. Von Durchquerung, ja sogar von einer Untertunnelung des Sportplatzes war die Rede. Diese komplexe Lösung fand keine Zustimmung im politischen Gremium.
Um weiter zu kommen, sei der Verein sehr auf die Unterstützung der Stadt angewiesen, ein entsprechendes, hoffnungsvolles Gespräch habe Böker mit dem Oberbürgermeister Dr. Dieter Mronz geführt. Mronz machte die Angelegenheit des TSV zur Chefsache. Er beauftragte Stadtdirektor Ulrich Pfeifer Verhandlungen in München zu führen. Über vorliegende oder auch nicht vorliegende Baupläne in München bezüglich der Lage des zweiten Sportplatzes soll hier nicht weiter eingegangen werden, vielmehr dauerte es bis zum September 2001, bis endlich mit dem Bau begonnen werden konnte.
„Was lange währt, wird endlich gut“: Eine Redewendung die für den Verein wie die Faust aufs Auge passt. Die Schwierige Finanzierung wurde u. a. durch den symbolischen Verkauf eines fünfmal fünf großen Planquadrates des Platzes gewährleistet.
Im Sommer 2002 wurde dann endlich der neue Sportplatz, der auch für Punktspiele geeignet ist, eingeweiht. Dies war nicht mehr die Aufgabe von Rudolf Böker, sondern seines Nachfolgers Jürgen Bühlmeyer. Unter Bühlmeyers Regie wurden die notwendigen Baumaßnahmen durchgeführt, natürlich wiederum zum großen Teil durch freiwillige Eigenleistungen der Mitglieder.
Der TSV hat somit in vielen Jahren viel Geld in seine Sportanlagen investiert, Geld das leider nicht immer im ausreichenden Maße zur Verfügung stand. Versprochen Zuschüsse blieben aus, bzw. wurden Auszahlungen auf einen späteren Zeitpunkt verlegt. Darlehen aufzunehmen war eine bittere Schlussfolgerung. Der Sportplatzbau wurde zwar nicht zur Existenzbedrohung des TSV, wohl aber zwang er ihn zum massiven Sparen in vielen Bereichen des allgemeinen Vereinsbedarfs. Wie bereits erwähnt, sind die Maifeier und das Wiesenfest dabei fest eingeplante Geldeinnahmen.
Nach der Fertigstellung des neuen Platzes wurde mit großem Aufwand eine Generalsanierung des großen Spielfeldes vorgenommen, eine teure aber notwendige Maßnahme. Wieder waren es Mitglieder des Vereins, die in unermüdlicher Eigenleistung zur Senkung der Sanierungskosten beitrugen. Die komfortable Spielfeldumrandung sowie die Anbringung von Werbeflächen sind ein Verdienst von „Zwickel“ Werner Böhner.
Finanziell pfui, dafür sportlich hui, so kann man die Lage des TSV bezeichnen. Höhepunkte des Jahres 2003 waren der Aufstieg der ersten Mannschaft in die Kreisklasse, ebenso die Erringung der Meisterschaft der C-Junioren mit Aufstieg in die Kreisliga. Bereits 2005 wurde die erste Mannschaft mit ihrem Trainer Uwe Hofmann Meister der Kreisklasse und stieg in die Kreisliga auf. Dort erreichte man im ersten Jahr der Zugehörigkeit einen beachtlichen 8. Tabellenplatz.
Im gleichen Jahr (2005) wurde Jürgen Schamel neuer 1. Vorsitzender des TSV. Schamel übernahm kein leichtes Amt, gilt es doch mit der finanziellen Lage des Vereins weiter zu kommen. Auch er wird in reichem Maße die Unterstützung der Mitglieder brauchen. Oberstes Gebot ist auch für ihn, den eingegangenen Weg einer guten Jugendarbeit zum Wohle des TSV 07 St. Johannis fortzuführen.
10. Kapitel - Sepp-Herberger-Preis für die Kanzer
Aktuell wurde dem TSV St. Johannis am 22.05.2007 im Rahmen einer Feierstunde in der Frankenfarm der Sepp-Herberger-Preis verliehen. Mit diesem Preis werden Vereine ausgezeichnet, die in dem Bewusstsein, dass das Fußballspiel junge Menschen besonders anspricht und in der Überzeugung, dass das Fußballspiel ein geeignetes Mittel zur Erziehung der jungen Menschen zur Persönlichkeit und zur Mitverantwortung darstellt. Die Sepp-Herberger-Stiftung unterstützt Vereine, die in besonderem Maße den Mädchen- und Schülerfußball fördern.